4 Warum immer zwei ?

Bisher haben wir zwar Gründe für Partnerschaften kennengelernt, allerdings noch nicht geklärt, warum fast ausschließlich Zweierbeziehungen auf Dauer eingegangen werden. Auch hierfür lassen sich gute ökonomische Begründungen finden, wenngleich nicht verkannt werden soll, daß sicherlich auch moralische und historische Gründe eine große Rolle spielen.

Die auf Dauer angelegte Lebensgemeinschaft wird regelmäßig durch einen Vertrag besiegelt. Wenn nicht durch einen Ehevertrag, so doch durch ein implizites Übereinkommen der Partner, das wir als Vertrag begreifen und analysieren können. In dieser Übereinkunft, die natürlich auch geändert werden kann, regeln die Partner die Arbeitsteilung und die Aufteilung der Erträge.

Wie bei jedem anderen Vertrag auch, fallen beim Ehevertrag Transaktionskosten in Form von Anbahnungs-, Abschluß- und Kontrollkosten an. Wir können davon ausgehen, daß diese Kosten mit der Zahl der Personen in einer Lebensgemeinschaft überproportional ansteigen. Besonders die Überprüfung, ob jedes Mitglied der Gemeinschaft einen angemessenen Einsatz bei der Haus- und Marktarbeit erbringt, wird schwierig. Bei mehreren Personen wäre gar zu befürchten, daß es zu Drückebergerei kommt, da der Arbeitsausfall eines einzelnen in einer größeren Gemeinschaft nicht unmittelbar auffällt. Es besteht ein Anreiz, sich als Trittbrettfahrer zu verhalten.

Ein ähnliches Kontrollproblem tritt auf, wenn man die Lebensgemeinschaft als gegenseitige Versicherung interpretiert, bei der die Partner sich Unterstützung für mögliche "Schadensfälle" wie z.B. Arbeitslosigkeit zusichern. Je mehr Personen in der Gemeinschaft leben, desto attraktiver wird es für den einzelnen, einen solchen Schadensfall absichtlich herbeizuführen und von den anderen die "Versicherungsleistung" zu kassieren.

Auch kann damit gerechnet werden, daß mit der Zahl der Mitglieder in einer Lebensgemeinschaft Koordinationsprobleme überproportional zunehmen. Das größte Hindernis aber, Spezialisierungsvorteile in einer großen Lebensgemeinschaft zu realisieren, dürften die Kinder sein. Hier wäre nicht nur problematisch zu entscheiden, wer für Erziehung verantwortlich ist und wer die erforderlichen finanziellen Mittel aufbringt. Infolge psychischer Sonderfaktoren dürfte es auch bei der Entscheidung, wer jeweils an der Produktion von Kindern beteiligt sein soll oder darf, zu schwierigen Situationen kommen.

Darüber hinaus ist die Bereitstellung von Kinderdiensten natürlich auch ein großes Hindernis für homosexuelle Lebensgemeinschaften. Daneben sind der fehlende Splittingvorteil und noch immer vorhandene, wenn auch abnehmende Stigmatisierungsnachteile ökonomische Gründe, die gegen homosexuelle Lebensgemeinschaften sprechen. Schließlich kann man vermuten, daß durch die Sozialisierungsprozesse in der Kindheit, arbeitsteilige Spezialierungsvorteile bei der Haushaltsproduktion eher in heterosexuellen als homosexuellen Lebensgemeinschaften realisiert werden können.