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Es hat sich als lehrreich erwiesen, den Wirtschaftskreislauf zunächst an einem stark vereinfachten Modell darzustellen, das anschließend schrittweise erweitert wird. So werden wir auch hier vorgehen.

In dem Kreislauf, mit dem wir beginnen, fehlen zum Zweck der Vereinfachung

Wir betrachten also eine statische, geschlossene Wirtschaft ohne Staat. Das Attribut "statisch" soll zum Ausdruck bringen, dass die Wirtschaft weder wachsen noch schrumpfen kann. Es ist zunächst nicht zugelasen, dass sie Kapital anhäuft. Ebenso ist ausgeschlossen, dass das Kapital im Zeitablauf an Wert verliert.

Nachdem Staat und Ausland ausgeklammert sind, bleiben zwei Sektoren, die in unserem Kreislauf als Pole erscheinen: der Unternehmenspol und der Haushaltspol.

In den Unternehmen findet die Produktion statt. Die Haushalte konsumieren. Die Einteilung erfolgt also an Hand von Aktivitäten und ist nicht personenbezogen. Es ist also keineswegs so, dass "die Unternehmer" im Unternehmenspol und "die Arbeiter" in den Haushalten zu finden sind.

Die Unternehmen stehen mit den Haushalten über Märkte in Verbindung. Auf den Faktormärkten "verkaufen" die Haushalte den Unternehmen Arbeit und Kapital. Sie erzielen dadurch Einkommen Y in Form von Löhnen und Gehältern, Gewinnen, Zinsen und Dividenden.

Die Haushalte verwenden ihre Einkommen zum Kauf von Konsumgütern, die die Unternehmen mit Hilfe der Ressourcen produzieren. Die Ausgaben für Konsumgüter werden als C bezeichnet. Die Symbolik ist glücklicherweise sehr einheitlich. Auch in anderen Publikationen werden Sie Y regelmäßig für das Einkommen und C regelmäßig für die Konsumausgaben finden.

Abbildung 2

Abb. 2, Wirtschaftskreislauf

Der Wirtschaftskreislauf in einer statischen,
geschlossenen Wirtschaft ohne Staat ohne
redundante Informationen.

Das Marktgeschehen ist in Abbildung 1 dargestellt. Obwohl Abbildung 2 viel einfacher konstruiert ist, besitzt sie im Grunde den gleichen Informationsgehalt. Die realwirtschaftlichen Ströme fehlen. Da ihnen aber jeweils monetäre Ströme entgegen gerichtet sind, geht keine Information verloren.

Wenn wir jetzt das Interner LinkKreislaufaxiom einsetzen, kommen wir zu einer wichtigen Erkenntnis. Egal, welchen der beiden Pole wir betrachten. Wir können ablesen, dass "Einkommen = Konsumausgaben" gilt, oder in Symbolen "Y = C". Da die Haushalte annahmegemäß nicht sparen (die Möglichkeit der Vermögensbildung ist annahmegemäß ausgeschlossen), geben sie ihr gesamtes Einkommen für Konsumzwecke aus. Da in unserer Modellwelt ausschließlich Konsumgüter produziert werden, können wir festhalten:

Das Einkommen ist gleich dem Wert der produzierten Güter.

Auch wenn wir den Kreislauf gleich etwas realitätsnäher gestalten werden, an dieser grundsätzlichen Erkenntnis wird sich nichts mehr ändern. Der Wert der Produktion und die Höhe des Einkommens sind zwei Seiten ein und derselben Medaille.

Auf die Gefahr hin, dass das nachfolgende Beispiel etwas albern wirken mag, sei angenommen, in einer Robinson-Wirtschaft wird außer Kartoffeln nichts produziert. Die Kartoffeln sollen sich zudem gleichen wie ein Ei dem anderen. Robinson ist Eigentümer des Kartoffelackers und zugleich sein eigener Angestellter. In der betrachteten Periode produziert er 100 Kartoffeln.

Da das einsame Leben auf der Insel so langweilig ist, denkt sich Robinson bei der Ernte, er könne sich doch eigentlich als Arbeiter einen Lohn auszahlen und als Kartoffelackerbesitzer Gewinne erwirtschaften. Er malt sich daraufhin 100 Geldscheine mit einem Nennwert von eins und legt den Preis für eine Kartoffel auf eins fest. Außerdem beschließt er, 70 Geldeinheiten als Lohn auszuzahlen. Gedacht, getan. Es verbleiben ihm 30 Geldeinheiten als Gewinn. Für die Höhe der Einkommen auf Robinsons Insel spielt es keine Rolle, wie viel als Lohn ausgezahlt wird. Die Summe aus Lohn- und Gewinneinkommen ist immer gleich dem Wert der geernteten Kartoffeln, nämlich 100. Wir finden unsere Aussage also bestätigt: Der Wert der Produktion entspricht der Höhe der Einkommen.

Daran würde sich auch nichts ändern, wenn Robinson in seiner einsamen Langeweile im nächsten Jahr beschlösse, 200 Geldscheine zu malen und wieder 100 Kartoffeln geerntet würden. Der Geldwert betrüge dann eine halbe Kartoffel. Der Wert der Produktion wäre weiterhin und unabhängig von der Höhe des ausgezahlten Lohnes gleich der Summe aus Lohn- und Gewinneinkommen.*

Die Kurzformel "Einkommen gleich Produktion" lässt sich noch erweitern, wenn man das zweite Gleichheitszeichen in dieser Formel nicht allzu wörtlich nimmt.

Einkommen gleich Produktion gleich Beschäftigung.

Der Zusammenhang zwischen Produktion und Beschäftigung wird über die Externer LinkProduktionsfunktion hergestellt.

[1] Y = Y(K,L)

Wie für ein einzelnes Produkt lässt sich auch für die Gesamtwirtschaft eine Produktionsfunktion schätzen, die den Wert der produzierten Güter in Abhängigkeit von der eingesetzten Menge an Kapital K und Arbeit L abbildet. Ceteris paribus führt eine Erhöhung des Arbeitseinsatzes zu mehr Produktion. Umgekehrt ist mehr Produktion natürlich auch mit mehr Arbeitseinsatz verbunden.* Mit der verkürzten Formulierung "Produktion = Beschäftigung" soll also zum Ausdruck kommen, dass die beiden Größen eine hohe positive Korrelation zeigen. Wir kommen im Abschnitt "Interner LinkProduktion, Wachstum und Beschäftigung" darauf zurück.

Wie hoch ist nun die Wirtschaftsleistung in der betrachteten Modellwirtschaft? Abbildung 2 bietet zwei Möglichkeiten der Messung an. Entweder erfasst man die Höhe des erzielten Einkommens über den Wert der Produktion (Entstehungsrechnung) oder man ermittelt, wofür das Einkommen verwendet wurde (Verwendungsrechnung) - bisher ausschließlich für Konsumzwecke. Beide Werte sind gleich, denn es gilt ja Y = C.

Dieser Wert ist das Nationaleinkommen oder Inlandsprodukt. Zwischen den beiden Begriffen kann erst unterschieden werden, wenn eine offene Wirtschaft betrachtet wird. Auch die Differenzierung zwischen den bekannteren Begriffen Brutto- und Nettonationaleinkommen* und dem Brutto- und Nettoinlandsprodukt macht erst später Sinn, wenn die Annahme der statischen Wirtschaft fällt.

Wenn wir noch einmal einen Interner LinkBlick auf die Robinson-Wirtschaft werfen, können wir jetzt feststellen, dass das Nationaleinkommen 100 Kartoffeln beträgt. Außerdem verrät uns das Beispiel, dass es noch einen dritten Weg der Ermittlung des Nationalprodukts gibt, den Interner LinkAbbildung 2 nicht erkennen lässt: Das gesamte erzielte Einkommen verteilt sich auf Löhne und Gewinne (im Beispiel 70 und 30). Wenn alle Bürger ihre Einkommen dem Finanzamt ehrlich melden würden, könnte man durch die Aggregation der Lohn- und Gewinneinkommen das Nationaleinkommen bestimmen (Verteilungsrechnung).

Da sich die Anteile der Lohn- und Gewinneinkommen am Nationaleinkommen auf eins summieren müssen,

[2] Nationaleinkommen (NE) = Lohneinkommen (LE)+ Gewinneinkommen (GE)

[3] [3]

bedeutet eine höhere Lohnquote notwendig eine geringere Gewinnquote.

Ja, wenn die Ausstattung mit den Faktoren Kapital und Arbeit bei allen Individuen identisch ist.

Gleichung [3] beschreibt die funktionale Einkommensverteilung und bildet einen wichtigen Ausgangspunkt für Analysen des verteilungspolitischen Konflikts zwischen den Arbeitsmarktparteien.

 

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